von Lisa Keilhofer

Während der Geburt verabreichte Antibiotika verzögern eine gesunde Darmbesiedelung bei Säuglingen

Etwa ein Drittel der schwangeren Frauen tragen Streptokokken der Gruppe B (GBS) in ihrem Darm und ihrer Vagina. Während der Keim für Erwachsene harmlos ist, kann er bei einer sehr kleinen Anzahl von Säuglingen zu schweren Erkrankungen, von Meningitis bis hin zum Tod, führen. In den USA wird GBS in der Schwangerschaftsvorsorge routinemäßig von den Ärzten untersucht, in Deutschland müssen die Patienten von sich aus danach verlangen. Das Risiko, dass das Kind bei einer Besiedelung der Mutter an GBS erkrankt, ist eins zu 200. Aufgrund des hohen Schweregrads empfehlen Ärzte zur Prophylaxe, Antibiotika während der Geburt zu nehmen.

Die jüngste Forschungsarbeit von Jennifer C. Stearns untersuchte den Effekt der Verabreichung von Antibiotika während der Geburt auf das Mikrobiom des Säuglings. In ihrer Studie verglich sie vaginal geborene Säuglinge ohne Antibiotika-Einnahme der Mutter mit Säuglingen, die durch ihre Mütter Antibiotika ausgesetzt waren. Zusätzlich wurden Säuglinge, die durch Kaiserschnitt geboren wurden, untersucht. Die molekulare Analyse (16s rRNA) zeigte, dass es eine Verzögerung in der Besiedelung von Bifidobakterium über die ersten zwölf Wochen und eine Persistenz von Escherichia gab, wenn die Säuglinge während der Geburt Antibiotika gegen GBS ausgesetzt wurden. Bifidobakterium ist einer der ersten dominanten Darmkolonisatoren bei Säuglingen. Eine längere Dauer der Antibiotikaeinnahme erhöhte die Wirkung auf die Bifidobakterium-Population, was auf eine längere Verzögerung der Mikrobiomreifung hinweist. Säuglinge, die über Kaiserschnitt geboren wurden, zeigten ein stark verändertes Mikrobiom, einschließlich einer gravierenden Minderheit an Bacteroidetes, was bereits in früheren Studien beobachtet wurde.

Eine atypische Reifung von Mikrobiota im frühen Leben kann zu lebenslangen Veränderungen im Wirt führen, jedoch sind Details in diesem frühen Stadium der Reifung selten. Wie in den Artikeln auf dieser Website beschrieben, korreliert eine Dysbiose mit verschiedenen Krankheiten wie Fettleibigkeit, Allergien, IBD und Dickdarmkrebs und vielem mehr. Da das Mikrobiom und seine Entwicklung ein enorm komplexes Gebiet sind und die Forschung zu diesem Thema noch in den Kinderschuhen steckt, sind viele weitere Studien notwendig, um die direkten Auswirkungen der frühen Mikrobiomentwicklung auf chronische Erkrankungen im Erwachsenenalter zu belegen.

In den Vereinigten Staaten wird eine prophylaktische Verabreichung von Antibiotika in 50% der Fälle während der Geburt (niedriges Risiko, termingeborene Säuglinge) aufgrund von Kaiserschnitt oder GBS durchgeführt. Obwohl die Verabreichung von Antibiotika während der Geburt als sicher angesehen wird, ist der Einfluss auf die Entwicklung des Darmmikrobioms des Säuglings ungewiss.

 

Lisa Keilhofer
Lisa Keilhofer
Autorin

Lisa Keilhofer studierte an der Universität Regensburg. Sie arbeitet im Bereich Internationalisierung und als freiberufliche Lektorin.

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