von Kristin Neumann

Multiple Sklerose verbunden mit einer Darmdysbiose

Multiple Sklerose verbunden mit einer Darmdysbiose
In naher Zukunft wird die Behandlung des Mikrobioms hoffentlich eine Therapie für MS sein!

Multiple Sklerose – eine Autoimmunkrankheit!

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS). Es wird angenommen, dass MS eine Autoimmunkrankheit ist, wobei Immunzellen (T-Zellen) die Myelinpeptide angreifen (eine Schicht, die die Nerven schützt). Als Ergebnis leiden MS-Patienten an Entzündungen und Neurodegeneration, die sich in sensorischen, motorischen und / oder kognitiven Defiziten manifestieren. Die Entstehung von MS ist komplex, wobei sowohl genetische Faktoren als auch Umweltfaktoren eine wichtige Rolle in der Pathogenese spielen. Genetische Faktoren machen 30% des Krankheitsrisikos aus, was 70% an Umwelteinflüssen zur Folge hat. Jüngste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass das Darmmikrobiom bei diesen 70% der Umweltrisiken eine wichtige Rolle spielt.

Die Analyse des Mikrobioms von Patienten mit Autoimmunkrankheiten wie MS, Diabetes Typ I, entzündlichen Darmerkrankungen und rheumatoider Arthritis hat bei allen Erkrankungen ein verändertes Mikrobiom ergeben. Alle diese Autoimmunkrankheiten haben ein gemeinsames Muster: eine Abnahme nützlicher Bakterien und eine Zunahme schädlicher Bakterien.

In allen Studien zeigten die MS-Patienten eine Dysbiose

Verschiedene Studien rund um den Globus wurden durchgeführt, um ein spezifisches bakterielles Muster bei MS-Patienten zu finden. Ein Vergleich dieser Studien zeigt, dass die MS-Patienten in allen Studien eine Dysbiose aufwiesen. Jedoch konnte kein spezifisches bakterielles Muster identifiziert werden, was bedeutet, dass keine höhere oder geringere Häufigkeit spezifischer Bakterienfamilien gefunden wurde, sondern dass das Mikrobiom insgesamt in einen Zustand verschoben wurde, der eine Entzündung hervorruft. Folglich müssen Mikrobiomdaten mit Vorsicht interpretiert werden. Einflüsse wie geografische Lage, Genetik, Analysemethoden und Ernährung müssen berücksichtigt werden. Anstatt auf die verschiedenen Bakterien zu schauen, muss sich die Forschung auf die Funktion der veränderten Bakterienpopulation konzentrieren.

Sobald Wissenschaftler die funktionelle bakterielle Verschiebung im Darm von MS-Patienten (und anderen Autoimmunerkrankungen) aufgedeckt hätten, könnten Therapien entwickelt werden.

Ein häufiges Muster bei MS-Patienten ist zum Beispiel die geringe Menge an Bakterien, die zur Produktion von kurzkettigen Fettsäuren (SCFA) fähig sind, wie das Bakterium Prevotellaoder Bacteroides fragilis. Abgesehen davon, dass sie als Energiequelle dienen, interagieren SCFAs stark mit dem Immunsystem über Regulierung von Entzündungsreaktionen.

Die Darmmikrobiota spielen eine wichtige Rolle

Die Gesamtdarmmikrobiota spielen offensichtlich eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von MS durch eine Immunmodulation des Wirts über den Einfluss auf verschiedene Stoffwechselwege wie SCFA, Gallensäure, Phytoöstrogen und andere Wege. Was nun weiter untersucht werden soll, ist das komplexe Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Bakterienarten, unserem Stoffwechsel und unserem Immunsystem.

In naher Zukunft wird die Behandlung des Mikrobioms hoffentlich eine Therapie für MS sein!

Link zur Veröffentlichung: Freedman et al., 2018

Dr. Kristin Neumann
Dr. Kristin Neumann
Autorin

Ich studierte Molekular- und Mikro-Biologie, weil ich immer wissen wollte, wie das Leben funktioniert. Nach meiner Promotion hatte ich einige sehr idealistische Ansichten über einen Job, der der Menschheit dienen würde …

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